Leonhard

Hieronymi

Vier Fragen an die Jury des Deutschen Popliteraturpreises 2024

Liebe Jury, wir hätten ein paar Fragen, die uns im Zusammenhang mit Literatur beschäftigen. Ihr könnt gern schriftlich, per Audionachricht, in Videoform oder auch gar nicht antworten. Wir sind gespannt.

1. Was verbindet Dich mit (Pop-)Literatur? Warum bist Du beim Deutschen Popliteraturpreis dabei und worauf freust Du Dich am meisten?

Leonhard Hieronymi: Ich habe mich mit der Popliteratur vor allem mittels Dr. Johannes Ullmaiers Werk »Von Acid nach Adlon. Eine Reise durch die deutschsprachige Literatur« vertraut gemacht. Herr Ullmaier, Dozent an der Gutenberg-Universität Mainz, hat uns in einem Seminar außerdem alles (!) von Thomas Bernhard lesen lassen. Ein sehr enthusiastischer, also wichtiger Mensch.
In der Jury sitze ich, weil ich mich, neben der Popliteratur, auch für Magic und Ewigkeit interessiere. Oder?
Ich freue mich auf jeden Fall, wenn es Bücher gibt, die schöne Stimmungen entwerfen: vielleicht gibt es eins, in dem es viel regnet. Das würde ich direkt auf die Shortlist setzen.

2. Ist Literatur zeitgemäß? Was kann sie für Dich im Gegensatz zu anderen Medien leisten?

Leonhard Hieronymi: Die Literatur ist in der Breite, so wie alle anderen Medien, sehr schwach. Leider bedarf es bei der Literatur einem noch tieferen Wühlen, um guten Stoff herauszufiltern. Dennoch ist sie zeitgemäß. Nur hat sie kein Mitleid mit der Ungeduld der Menschen. Neben der Musik regt sie auch am meisten die Fantasie an. Literatur und Musik stehen für mich auf Platz 1 und Platz 1, nebeneinander, für immer!

3. Gibt es Themen, die in der Literatur nichts zu suchen haben?

Leonhard Hieronymi: Wahrscheinlich die Literarisierung von Befindlichkeiten während und nach der Psychoanalyse. Oder noch schlimmer: Die eigenen Figuren mit den eigenen Gefühlen (nach/während der Analyse) ankleiden. So funktioniert es nicht, denke ich. Aber so sehe ich es oft.

4. Wie lange gibst Du einem neuen Buch eine Chance, bevor Du es weglegst, und was muss in dieser Zeit für Dich passiert sein? Hast Du ein aktuelles Beispiel?

Leonhard Hieronymi: Ich lese Bücher eigentlich immer zu Ende, das ist ein bisschen zwanghaft. Das kann dann aber auch Jahre dauern! »Crome Yellow« von Huxley lese ich zum Beispiel schon sehr lange, habe keine Lust mehr drauf, weil nichts passiert. Aber irgendwann, wenn ich Sehnsucht nach englischem Landleben habe, vielleicht im Herbst, werde ich es beenden.